Handwerk 4.0 – wo müssen wir hin?

Handwerk 4.0 - Vortrag auf der FAF von Michael Heil

Auf der Messe FAF in diesem Jahr war die Transformation zum Handwerk 4.0 ein Thema dem seitens der Veranstalter große Bedeutung beigemessen wurde.

Das kam mir entgegen, da wir uns in unserem Unternehmen bereits seit mehreren Jahren mit den Herausforderungen des digitalen Zeitalters beschäftigen und uns fragen: was bedeutet das für uns, wovon können wir profitieren, was sollten wir besser lassen?

Für Maler noch uninteressant: Handwerk 4.0!?

Zunächst muss man festhalten, dass sich bisher nur sehr wenige Handwerker tatsächlich mit dem Thema auseinander setzen. Es gab mehrere Veranstaltungen zum Thema, die durchweg eher spärlich besucht waren. Darüber hinaus konnte ich auch bei den Anbietern entsprechender Dienste kein euphorisches Interesse feststellen.

Für uns ist das Thema Handwerk 4.0 heiß, daher haben wir uns gefreut, dass auf Grund des überschaubaren Interesses der übrigen Messebesucher für uns genug Zeit blieb um mit den Referenten, sowie den ausstellenden Soft- und Hardwareanbietern zu sprechen.

Natürlich geht es um Digitalisierung betrieblicher Abläufe und der vorhandenen Instrumente. Doch es gilt hierbei einiges zu beachten, damit der Einsatz digitaler Mittel auch tatsächlich Vorteile bringt und der Traum vom Handwerk 4.0 nicht zum teuren Abenteuer wird.

Wir haben bereits viel Erfahrung mit der Einführung neuer Soft- und Hardware im Unternehmen gemacht, lange bevor man überhaupt vom Handwerk 4.0 gesprochen hat. Einiges hat funktioniert, vieles hat sich aber auch als nicht sinnvoll heraus gestellt.

Erhellender Vortrag über das Handwerk 4.0

Viele unserer Beobachtungen wurden uns von den Fachleuten auf der FAF bestätigt. Insbesondere der Vortrag von Michael Heil über digitale Werkzeuge für Handwerksbetriebe war hochinteressant und das anschließende direkte Gespräch war ebenfalls aufschlussreich.

Was macht im Handwerk 4.0 Sinn und worauf muss man achten?

Der größte Hemmschuh für die Einführung und nachhaltige Nutzung neuer digitaler Dienste liegt in der mangelnden Integration in bereits im Einsatz befindliche Lösungen. Wenn für jeden Dienst ein eigener Anbieter erforderlich ist, bedeutet das, dass der abgebildete Prozess vielleicht effizienter wird. Der Aufwand des Abgleichens mit anderen Diensten steigt jedoch mit jedem neuen Softwaretool an und wird bereits unüberschaubar, wenn man nur mit drei unterschiedlichen Lösungen parallel arbeiten muss.

Ein Beispiel: Angebote und Rechnungen werden in einer Branchensoftware erstellt, für die Kapazitäts- und Projektplanung wird eine Exceltabelle verwendet und für die Zeiterfassung wird eine weitere Software eingesetzt. Nun müssen die Projektdaten in allen drei Systemen parallel immer auf dem aktuellen Stand gehalten werden. Dieser Aufwand ist also dreimal so hoch wie zu der Zeit, als noch keine Planung und digitale Zeiterfassung im Einsatz waren. Und bei der Übertragung der Informationen können Fehler passieren. Es ist ungewiss, ob die Innovation einen positiven oder einen negativen Effekt haben wird.

Wichtig ist also Ausschau nach eng verzahnten Diensten zu halten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Vorbereitung des Unternehmens auf die Umstellung. Laufen die Projekte chaotisch oder stimmt die Kundenkommunikation nicht wird wahrscheinlich die Einführung neuer Prozesse, Dienste und Hardware auch keine Wunder bewirken. Es muss also zunächst einmal im Unternehmen selbst aufgeräumt werden, die Prozesse müssen optimiert werden und die Abläufe müssen grundsätzlich stimmen. Dann kann man mit der gezielten Einführung eines Systems Effizienzgewinne erzielen und die Servicequalität weiter steigern.

Mitarbeiter sind nicht bereit für Handwerk 4.0?

Das ist ein Gerücht. Die Mitarbeiter sind längst an den täglichen Gebrauch digitaler Tools gewöhnt und nutzen sie privat mehrmals täglich. In der Regel sind es die Unternehmer, die der Realität hinterherhinken. Wichtig ist aber, dass die Einführung neuer Methoden sorgfältig kommuniziert wird. Die Mitarbeiter müssen verstehen, warum die Innovationen eingeführt werden. Und die Einführung sollte schrittweise erfolgen. Es muss nicht alles gemacht werden was geht. Das hilft den Mitarbeitern und erlaubt eine laufende Evaluierung der Vor- und Nachteile.

Wir bleiben dabei, weil wir glauben, dass diese Entwicklung nicht aufzuhalten ist. Was heute eine Innovation ist, wird übermorgen Standard sein. Und wenn es Standard ist, ist es ein Erfordernis. Bis dahin wollen wir schon wieder weiter sein. Wir freuen uns auf die Veränderungen.